The Beast from the Sewer

Das schrecklichste Ungetüm, das je aus dem Innersten der Erde, wo die heißen Wasser Aachens gekocht werden, zu Tage kroch, ist gewiss das Bachkalb, von den Aachenern selber angstvoll und staunend zugleich das „Bahkauv“ genannt.
Es hatte seinen Aufenthaltsort im Kolbert, dem großen Abflusskanal der heißen Quellen, dort wo der Büchel und der Holzgraben zusammentreffen.

Nach der Beschreibung aller, die das Ungeheuer gesehen haben, hatte es im Ganzen die Gestalt eines ungewöhnlich großen Kalbs. Sein Kopf war breit und dick, das sich weit öffnende Maul zeigte große, scharfe Zähne, die Augen waren klotzig und leuchteten im Dunkeln wie Feuerkugeln. Sein Fell war zottelig, seine Klauen glichen fast Bärentatzen mit scharfen Nägeln und sein mächtiger Schwanz war mit Schuppen besetzt und schleppte lang über die Erde nach.

Bei Tage hatte man nichts zu fürchten; dann saß es tief unten im Kolbert, und wenn man auch zuweilen einiges Kettengerassel in der Tiefe hörte, so wusste man doch, dass es nicht nach oben komme.
Bei einbrechender Nacht aber war es am Kolbert schon gefährlich; denn das Bahkauv begann sein Unwesen in diesen späten Abendstunden zu treiben und besonders nach Mitternacht.

Nun wären Angst und Schrecken allemal größer gewesen, wenn man nicht im Laufe der Zeit in Erfahrung gebracht hätte, dass zum einen das Untier keine Gewalt über das Leben der Menschen hatte, denn nie ist jemand von ihm umgebracht worden, und zum anderen, dass es gerade Frauen und Mädchen sowie auch Kindern nicht zu nahe kam.

Sein Hauptaugenmerk hatte es auf alte wie junge Nachtschwärmer und besonders auf Vollsäufer gerichtet.

Sein Unwesen bestand besonders darin, dass es sich über die Vorübergehenden herwarf und sie fast zu Tode erschreckte, ihnen das letzte Geld aus den Taschen raubte, sich am Rücken jener festklammerte und sich von ihnen bis zu ihrer Wohnung tragen ließ.

Das Bahkauv abzuschütteln oder sich von ihm los zu winden, war unmöglich, dafür umklammerte es einen zu sehr und hielt ihn um so fester, je mehr man sich sträubte, es weiter zu tragen.

Fluchte derjenige, der das Bahkauv tragen musste, so machte es sich leichter. Betete er, so wurde die Last schwerer. Daraus entnahm man, dass es ein Teufelsvieh war, dem das Fluchen angenehm, das Beten aber widerwärtig war.

Wenn derjenige, dem das Bahkauv auf dem Rücken saß, endlich fast vor Angst erstickt und schweißtriefend von der Last an seiner Wohnung angekommen war, so sprang dasselbe herunter und eilte mit Brüllen zum Kolbert zurück.

Seitdem nun dieser Abwasserkanal überbaut worden ist und darüber bis in unser Tagen Häuser erbaut sind, blieb das Bahkauv in Aachen verschwunden.

Bis jetzt!